Wilder Strom und raue Männer
Schiffsleute und Schiffmeister
Nach den Rudergaleeren in der Römerzeit entwickelte sich ab 600 n. Chr. auf der Donau langsam eine gewerbsmäßige Schifffahrt. Der Warentransport auf Wasserstraßen war schneller und komfortabler als über holprige Karrenwege an Land, und so wurde die Schifffahrt zum wichtigen Wirtschaftszweig.
An der Donau entstanden viele neue Berufe: Schiffsbauer, Seiler (Herstellung von Seilen und Tauen), Sattler (Rossgeschirr und Pferdesättel), aber auch Kaufleute, Wirte und Vermieter von Lagerräumen und Rossställen für die Schiffszüge machten hier ihre guten Geschäfte.
Natürlich kamen auch viele Schiffsleute aus Orten an oder nahe der Donau, in Mauthausen lebte im späten Mittelalter bis zu einem Drittel der Bevölkerung von der Schifffahrt.
Die Arbeit der einfachen Schiffsleute war durch Untiefen, Stromschnellen und die vielen verästelten Donauarme sehr gefährlich. Manchmal holten sich Schiffsführer daher ortskundige Lotsen auf ihr Schiff, die es sicher an den gefährlichen Stromschnellen vorbei steuern konnten.
Schiffsmann zu sein war eine echte Knochenarbeit und nur etwas für wirklich ganz hartgesottene Männer. Ihr Ruf war daher kein allzu guter, denn sie waren oft derb, und viele von ihnen tranken gerne ‚mal einen über den Durst‘.
Das war auf den Schiffen aber gefährlich, denn die Männer wurden dadurch unvorsichtig. Ein Sturz in die Fluten der Donau bedeutete für die Unglücklichen aber fast immer das bittere Ende, denn schwimmen konnten sie meist nicht.
Den Schiffseignern war das gar nicht so unrecht, denn so konnten sie sich sicher sein, dass die Schiffsleute in kritischen Situationen alles taten, um nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch die Schiffe samt Ladung vor dem Untergang zu retten.
Neben den einfachen Schiffsleuten waren die Schiffmeister besonders wichtig. Sie sorgten dafür, dass die Waren, die ihnen anvertraut wurden, in den Zielhäfen ankamen. Meist waren sie freie Unternehmer oder Kaufleute, die entweder selber Schiffe besaßen oder diese von anderen Schiffseignern anmieteten. Sie besaßen alle notwendigen Schifffahrtsrechte und sind mit heutigen Transportunternehmen oder Reedereien zu vergleichen. In Mauthausen gab es meistens sogar zwei Schiffmeister.
Ein häufig verwendeter Schiffstyp auf der Donau war seit dem Mittelalter die ‚Ulmer Schachtel‘. Mit ihr wurden Waren und Personen aber nur stromabwärts befördert.
TIPP: Im Heimatmuseum könnt Ihr neben der Mauthausener Schiffer-Zunftfahne auch die Ausstattung eines damaligen Schiffsmannes sehen.